Legasthenie Definition
Bis heute gibt es keine einheitliche Legasthenie-Definition. Mediziner, Pädagogen und Psychologen haben unterschiedliche Meinungen zu diesem Thema.
Laut Herkunftswörterbuch stammt die Legasthenie aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „Leseschwäche“. Dabei wird aber vergessen, dass die Legasthenie auch Rechtschreibschwierigkeiten und andere Symptome mit sich bringt.
In vielen Definitionen wird die Legasthenie als Teilleistungsstörung mit dem Hintergrund einer normalen Intelligenz angesehen. 1
Im weltweit anerkannten Diagnoseklassifikationssystem der Medizin, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird, ist eine Lese- und Rechtschreibstörung vorhanden, wenn die Lese- und Rechtschreibfähigkeiten unter dem Niveau liegen, welche man vom Alter, der Intelligenz und dem Schulniveau erwarten würde. Ausserdem kann das Defizit nicht anhand von Hirnschädigungen oder anderen Erkrankungen erklärt werden. Im Schulalter kann man neben der Lese- und Rechtschreibstörung auch Störungen im emotionalen Verhalten erkennen. Oft gehen auch Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache voraus. Die WHO unterscheidet zwischen:
F81.0 Lese- und Rechtschreibstörung
F81.1 Isolierte Rechtschreibstörung
F81.2 Rechenstörung
-> Dyskalkulie
F81.3 Kombinierte Störung schulischer Fertigkeiten
-> Restkategorie: Probleme beim Rechnen, Lesen und Schreiben
Eine pädagogische Definition stammt von Dr. Astrid Kopp-Duller
„Ein legasthener/dyskalkuler Mensch, bei guter oder durchschnittlicher Intelligenz, nimmt seine Umwelt differenziert anders wahr, seine Aufmerksamkeit lässt, wenn er auf Symbole wie Buchstaben oder Zahlen trifft, nach, da er sie durch seine differenzierten Teilleistungen anders empfindet als nicht legasthene/dyskalkule Menschen. Dadurch ergeben sich Schwierigkeiten beim Erlernen des Lesens, Schreibens oder Rechnens.“ – Dr. Astrid Kopp-Duller, 1995. 2
Eine weitere Definition ist die von der Britischen Psychologischen Gesellschaft, welche vom englischen Parlament akzeptiert wurde:
„Eine Legasthenie liegt offensichtlich dann vor, wenn akkurates flüssiges Wortlesen bzw. -schreiben sich nicht vollständig oder nur mit grossen Schwierigkeiten entwickelt. Im Brennpunkt steht dabei ein schweres und anhaltendes Problem mit dem Lesen- und Schreibenlernen auf der Wortebene trotz angemessener Beschulung. Dies ist die Ausgangsbasis für einen stufenweise sehr genau zu überwachenden Lernprozess.“ 3
Für die Zukunft ist zu hoffen, dass die Experten aus den verschiedenen Richtungen an einer gemeinsamen Legasthenie-Definition arbeiten und zusammen Trainingsmethoden entwickeln.
Deine Meinung:
- Kanaleiter, Uwe (1999): Soziale Komplikationen der Legasthenie. Konzeptionelle und methodische Aspekte der Sozialarbeit im Umgang mit Betroffenen, Hamburg: Diplomica Verlag GmbH. ↩
- Pailer-Duller, Livia R und Kopp-Duller, Astrid (2015): Legasthenie-Dyskalkulie!?, Klagenfurt am Wörthersee: KLL Verlag. ↩
- Mieland, Mirko und Kollender, Claudia (2009): Legasthenie – Ein Ratgeber für Eltern, Lehrer, Interessierte und Betroffene!, Nordersted: Books on Demand. ↩